Mittwoch, 17. Juli 2013

Ist Petrus ein Versager ?

Eine Geschichte über Wasser und Wassersportler


                                          Lieblich war die Maiennacht,
                                          Silberwölkchen flogen,
                                          Ob der holden Frühlingspracht
                                          Freudig hingezogen.
Nikolaus Lenau (1802 -1850): Der Postillion, 1. Strophe

 Nichts da! Am Morgen des 25.05.2013 setzte Dauerregen bei rund 11 Grad Celsius und 2 - 3 Bft. Wind ein. Der Dauerregen blieb bis in den Nachmittag des folgenden Tages, die Temperatur auch, dafür flaute der Wind kräftig ab auf 0 - 1 Bft.
Na und? Kann doch mal vorkommen! - "Ist der Mai kühl und nass, füllt´s dem Bauern Scheun und Fass!" - Alte Bauernweisheit! Aber was gehen uns Segler die Weisheiten anderer Leute an? Eigentlich nichts!

Außer wir haben für dieses Wochenende unsere 20-Jahrfeier geplant! Aber für Segler gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung! Also trafen wir uns am Samstagnachmittag warm und regenfest gekleidet im Festzelt. Gott sei Dank hatten wir bei der Planung den Worten des Dichters (siehe oben) nicht vertraut. Im Kreise der Mitglieder stießen wir mit stolz geschwellter Brust auf unser Jubiläum an. Bei Kaffee und Kuchen vergaßen wir schnell die Unbilden des Wetters.
Mit einer kleinen Verzögerung begann kurz nach 18.00 Uhr der offizielle Teil des Jubiläums mit zahlreichen Gästen, die, weil sie auch Segler sind, angemessen gekleidet kamen. Nach der kurzen Eröffnungsansprache durch den Vorsitzenden dankte im Gegenzug Karl-Heinz Hegenbart vom VBS den Mitgliedern des Vereins für ihr Engagement und wünschte dem Verein gutes Gelingen für die Zukunft und überreichte uns eine Dankesurkunde.

Als dann das von den Mitgliedern selbst organisierte Buffet eröffnet wurde, gab es kein Halten mehr. Bei Speis´ und Trank unterhielten sich alle gut und sprachen über alles Mögliche, aber nicht übers Wetter. Das blieb einfach vergessen.
Ab 20.30 Uhr wurde ein großer Teil der Feiernden von einem Virus ergriffen, das sich erst vor wenigen Wochen rasant ausbreitete und dessen Entstehung das Festkomitee weder vorhersehen noch einen Impfstoff dagegen entwickeln konnte: Das Virus trug den Namen "Champion-League-Finale" in der besonders virulenten Variante Borussia Dortmund : Bayern München. In letzter Sekunde war es den Organisatoren der Jubiläumsfeier gelungen, wenigstens die Fluchtgefahr zu bannen, indem sie Fernsehbilder per Beamer an die Zeltwand projizierten. Zweimal 45 Minuten wütete das Virus, bis die vom Fieber geschüttelten und geschwächten Patienten wieder genesen konnten. Bayern, in der Publikumsgunst nicht so hoch angesiedelt, hatte das Spiel zwar gewonnen, aber Dortmund hatte ebenbürtig gekämpft.
Die Befürchtung, die Jubiläumsparty könnte nun zu Ende sein, erwies sich glücklicherweise als komplett falsch. Der Disk-Jockey zog alle Register seiner Kunst und heizte den SGBlern und ihren Gästen gehörig ein. Der Zeltboden qualmte schon bald (in Wahrheit wirbelte der Sand vom staubtrockenen Boden auf) und die ersten Tänzer entledigten sich ihrer Regenjacken und Pullover, sodass hier und da das neue Poloshirt des Vereins (Stander vorn, Umriss des Wolziger Sees hinten und alles auf feinem weißen Grund) zum Vorschein kam. Eigentlich war, wenn das Wetter so gewesen wäre, wie uns des Dichters Wort vorgaukelt (siehe nochmals oben), geplant, geschlossen im neuen Shirt aufzutreten.
Der Abend ging in tiefe Nacht über, die Mitternachtsstunde schlich unbemerkt vorüber, die Party ging weiter: Reiher, Bisamratte und Maulwurf und einige Bootslieger am benachbarten Steg wälzten sich schlaflos hin und her. Der Berichterstatter (also ICH) zog sich gegen 1:30 Uhr aus dem Geschehen zurück. Nachfragen am nächsten Morgen ergaben unterschiedliche Aussagen über den weiteren Verlauf der Party. Einige Erwachsene meinten, es sei so gegen 3:00 Uhr gewesen, dass die Musik verstummte. Kinder, die in der Vereinshütte in der Nähe des Festzeltes übernachteten, glaubten, sie seien erst gegen 5:00 Uhr morgens eingeschlafen. - Ich lasse mal beide Aussagen unkommentiert. Allerdings wage ich trotzdem ein Resumee der Jubiläumsfeier: Es war ein rundum gelungenes Fest. - Dank vieler fleißiger Hände bei der Organisation! Dank der großzügigen Unterstützung durch das JBZ (Festzelt).
Apropos! "am nächsten Morgen..." war unsere allseits beliebte "Familienwettfahrt" geplant. Die musste mangels Wind ausfallen. Dem Dauerregen hätten wir getrotzt! - Wer´s glaubt wird selig!!!

Petrus! Du bist ein Versager!